Mittwoch, 24. Februar 2010

Vier Tage Luxus und Abenteuer auf Mare Australis


Wir laufen die Pier entlang und bewundern erstmal das große Schiff von außen. Drinnen werden wir dann sogleich in Empfang genommen und in unsere tolle Kabine geführt, wo unser vorher im Reisebüro aufgegebenes Gepäck schon auf uns wartet. Wir haben ein tolles großes Fenster und unsere Kabine liegt im obersten Stockwerk, direkt hinter der Brücke und gegenüber der Kabine des Kapitäns!!


Es war die letzte noch freie Kabine, die wir da gebucht haben und so haben wir das Glück für den kleinstmöglichen Preis das beste Zimmer bekommen zu haben! Nach einer Einführung, wie hier alles so abläuft, wo die Rettungswesten sind, wie unsere Landgänge gestaltet sind und welche Vorträge wir anschauen können, erleben wir das erste Mal ein Abendessen auf einem (für uns!) Luxusschiff!: Ein sehr leckeres 3-Gänge-Menü und ein 120 Passagier-Publikum, bei dem das Durchschnittsalter doch stark über unserem Alter liegt! Während des Abends gleitet das Schiff dann durch den Beagle-Kanal Richtung Süden und wir geniessen die traumhafte Landschaft. Die Nacht ist nicht ganz so traumhaft. Gwenny träumt von hohen Wellen und Kentern und als sie aufwacht bestätigt sich das Schaukeln! Grauenhaftes hoch und runter. Wir sollten uns ab halb 7 bereit halten (in Rettungswesten und Gummistiefeln) um eventuell im Zodiac auf das Kap Hoorn zu gelangen. Wir haben uns dann auch in die "Skylounge" vorgearbeitet - Kaffee und Kekse gegessen, um uns für unseren Landgang zu wappnen - ABER DIESE RIESENWELLEN!!! Am Kap Hoorn stoßen Atlantik und Pazifik aufeinander und es entsteht eine starke Dünung und wir hatten dazu noch starken Wind. Nachdem wir fast eine Stunde auf besseres Wetter gewartet haben, um doch an Land gehen zu können ist Gwenny dann ganz schnell - mehr auf allen vieren - in die Kabine zurück... Dank Torstens starken Arm konnten wir es aber dann doch noch beide zusammen am stürmischen Deck erleben, direkt auf das Ende der Welt zu schauen.


Die Sonne hat ganz toll auf das letzte Stück Welt geschienen und wir konnten das Denkmal in Form eines fliegenden Albatrosses sehen, das für die vielen gestorbenen Seemänner dort steht und mit einem schönen Gedicht versehen ist:
Ich bin der Albatros, der auf dich wartet am Ende der Welt.

Ich bin die vergessene Seele der toten Seeleute, die über alle Meere kamen, Kap Hoorn zu umsegeln.
Aber sie sind nicht gestorben im Wüten der Wellen.

Sie fliegen auf meinen Schwingen für alle Zeit
im letzten Wellental der antarktischen Winde.

Außerdem sieht man den Leuchtturm und auch die Container der Militärstation dort. Es war - trotz Seekrankheit - eine ganz tolle Stimmung das alles zu sehen. Der Kapitän hat irgenwann das Warten auf besseres Wetter aufgegeben und hatte auch Schwierigkeiten, das Schiff dort ruhig zu halten, so sind wir dann wieder weitergefahren. Bis zum leckerem Frühstück war mit Hilfe von Pillen der Magen wieder einigermaßen unter Kontrolle und wir konnten die Weiterfahrt (Gott sei Dank ruhiger) auch wieder genießen. Unser tatsächlicher erste Landgang war dann aber noch am selben Tag: Wir haben die südlichste Insel von Feuerland besucht, auf der noch Menschen wohnen, sind auf einen Berg hochgestiegen, wo Biber sehr sichtbare Spuren hinterlassen haben und konnten dann ganz weit und toll über die ganze Wulaia-Bucht schauen. SCHÖN! ...und dann gab es eine heisse Schokolade mit Whisky...
anklicken!

Die zweite Nacht war viel entspannender - wir fahren inzwischen über die Magellanstraße und das Meer ist hier viel ruhiger; und wir haben uns eingschaukelt ;) Immer wieder finden Vorträge statt, die uns über die Natur und die geschichtlichen Ereignisse informieren. Es ist echt toll geplant. Wir statten der Brücke noch einen Besuch ab: Die Mischung aus elektronischen Geräten, Navigationsradarschirmen und handgezeichneten Routenabschnitten ist toll. Im Gegensatz zum restlichen Schiff ist es hier absolut still und die Truppe wirkt sehr konzentriert. Total freundlich erklären sie uns aber alles.
Die Natur ist so schön, wir können es kaum fassen! Unser Schiff wird von Robben, Albatrossen und Seelöwen, Delphinen und sogar Walen begleitet!



Zwischenrein bringt uns einer von der Besatzung ein paar Seemannsknoten bei und der Barkeeper zeigt uns die chilenischen Cocktails.
Am Nachmittag rüsten wir uns dann für den nächsten Ausflug: Viele warme Klamotten schichten und obendrüber dann noch die Rettungsweste. Bevor wir von Bord in die Zodiacs steigen müssen wir immer unsere Westennummer an ein Schwarzes Brett hängen, damit sie kontrollieren können, ob wieder alle da sind.



Zu acht im Zodiac fahren wir dann mitten durch schwimmende Eisbrocken - es ist der Wahnsinn!
Um die Kurve rum kommen wir direkt auf zwei große Gletscher zu und wir sind einfach nur beeindruckt!!! In dem Moment wo ein riesiger Brocken abbricht und ins Wasser kracht, stockt uns kurz mal der Atem und unser Zodiac wirkt sehr klein. Der Fahrer reagiert aber sofort und fährt wieder etwas weg - die Welle die da kommt war schon recht groß! Nach diesem Ausflug waren wir absolut im Glück und berührt von der Schönheit und Wucht solcher Gletscher!



Später hat uns unser Kapitän noch einige Zeit ermöglicht, von Deck aus den Plüschow-Gletscher in der Sonne zu bewundern. Wieder schwimmen überall Eisplatten und Eisbrocken um uns herum. Ein absolut beeindruckender Tag!!!




Anschließend dürfen wir noch den Machinenraum besichtigen. Der ist nicht im Geringsten wie man sich das so vorstellt - ölig, dreckig etc., sondern fast klinisch rein, nur die Lautstärke entspricht unserer Vorstellung.



Beim Frühstück haben wir heute noch erfahren, dass die einzigen anderen sehr jung wirkenden auf dem Cruiser ein ehemaliger Fussballnationalspieler vom FC Barcelona mit seinen Freunden ist. Schon beginnt der letzt Tag auf dem Schiff - gestern abend haben wir noch Hintergrundinformationen über die Magellanpinguine erhalten und heute morgen stehen wir also schon um 7 in voller Montur vorm Schwarzen Brett, um wieder unsere Nummer aufzuhängen. Die kurze Fahrt im Zodiac ist recht schauklig, aber wir erreichen alle trocken und mit Kamera bewaffnet die Isla Magdalena - die Insel auf der 150 000 Pinguine auf und ab watscheln. Die Vögel sind so witzig, dass wir laut auflachen müssen. Sie wackeln mit den Köpfen hin und her, schreien laut mit gerekeltem Hals und picken neugierig auf Torstens Schuh ein. Manche drehen sich im Wasser und tauchen, andere liegen mit ihren Kleinen in der Erdhöhle, wieder andere versuchen etwas unbeholfen einen staubigen Abhang hinunter zum Wasser zu gelangen. Ein unglaublicher Anblick war auch die Masse an Pinguinen, die sich wie dunkle Tupfen über die gesamte erdfarbene Insel verteilen. DIe Stunde auf der Insel verfliegt und wir klettern als letzte in das Zodiac zurück. Auf dem Rückweg hüpfen noch schwimmende Pinguine wie Delphine neben uns her - juhu, was war das wieder schön!

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