Nach einer finanziellen Entschädigung für die Flöhe in der Wohnung und nach einer noch stressigeren Packaktion, weil wir alles panisch ausgeschüttelt und ausgeklopft haben, fahren wir an die Küste. Gwenny freut sich - endlich wieder das Meer! Wir halten gegen Mittag in Astoria, einer netten kleinen Stadt mit viktorianischer Architektur, einer riesigen Brücke nicht etwa über das Meer sondern den Columbia River, der sooo breit ist, dass wir kaum glauben können, dass es noch nicht das Meer ist.
Wir essen leckere Chowder, besichtigen mit dem Kreuzfahrtschiffpublikum durch Zufall das alte Theaterhaus und bummeln am Wasser entlang.
Wie immer spüren wir das beste Eis aller Zeiten auf: Diesmal ist vor allem das Orangeneis mit frisch gepressten Orangen und Schale - der Knaller! Inga kränkelt, aber das Eis schmeckt ihr noch sehr gut...
Rasmus überzeugt uns, die alte Holzbahn Astoria Trolley am Fluss entlang zu fahren. Wie so oft, genießen wir es dann auch. Besonders hübsch sind die Holzbänke, die an der Endstation umgedreht werden können, wenn es wieder in die andere Richtung geht.
Inga wirkt immer kränker, so verzichten wir auf die einladende Brauerei und fahren nach Oysterville auf Long Beach, zu unserem Ferienhaus. Was für ein Paradies! Garten, Veranda, Kamin, eine Riesenkiste mit Duplosteinen und sogar Thomas-the-Engine ist dabei! Und eine Kiste Kinderbücher, eine voll ausgestattete Küche, Badewanne,... Juhu! Und voll in der Wildniss! Und keine 10 Minuten vom Strand!
Am nächsten Tag unternehmen wir einen kleinen Spaziergang zum Meer - Inga ist krank, aber nur im Haus tut keinem gut. Also Ohren verpacken, winddichte Jacken und los.
Auch den nächsten Tag lassen wir langsam angehen. Ausgedehntes Frühstück, spielen, malen und dann tuckern wir nach Illwaco, einer kleinen Fischerstadt mit hübschem Hafen.
Dort streunen wir über den Samstagsmarkt, erleben einen lustigen, eigenartigen Umzug für die Küstenwache (memorial day) und wühlen später auf einer Art Mülldeponie für Schiffe und Fischerzeugs.
Das schöne Wetter lockt uns in den nahen State Park Cape Disappointment.
Wir spazieren bis zu einem Leuchtturm.
Da lernen wir die gefährliche Meeresmündung kennen, wo aufgrund der abartigen Brandung schon viele Schiffe gekentert sind. Direkt neben dem Leuchtturm steht eine Station der Küstenwache, wo ununterbrochen ein Mann die fahrenden Schiffe beobachtet und begleitet.
Auch für uns Eltern ist das Haus mit der Spielekiste der volle Traum. Wir können tatsächlich lesen und entspannen, während die Kinder spielen.
An der Straße gibt es einen Dorfladen, der neben Tabasco, Getränken und Sweatshirts, Postkarten und Schmuck verkauft. Als Gwenny zum Wasser kaufen reingeht, überzeugt sie der nette Typ nicht nur, am Sonntag um halb 7 in der Früh zum Razor Clamming zu gehen, sondern leiht uns auch noch seine Schaufel und zeigt ihr ein YouTube Video, wie man die Clams findet, ausgräbt, säubert und dann auch noch zubereitet. Also holen wir uns erst noch in dem tollen Country Store im nächsten Ort eine Lizenz, dass wir 15 Stück ausbuddeln dürfen und ziehen dann warm angezogen am Sonntag früh los.
Damit wir unsere Beute gut nach Hause bringen nehmen wir den Sandelkübel der Kids mit. Was für ein tolles Licht am Morgen am Strand ist!!!!
Kurz hat Gwenny schon Angst, keine Clams mehr zu erwichen - uns kommt nämlich ein Pickup nach dem anderen entgegen. Einer der Einheimischen beruhigt uns aber und lacht über uns - der ganze Strand sei voll von ihnen! Also los:
1. Trampeln oder mit dem Stiel der Schaufel auf den Boden klopfen und nach donutartig geformten Sandringen Ausschau halten.
2. Dann mit der Schaufel ein kleines Stückchen zwischen Meer und Sandring tief einstechen.
3. Und dann graben, bis man das Ding findet.
Nachdem der erste Schaufelstich schon die Schale der Muschel zerdrückt, entscheidet sich Gwenny, mit den Händen zu graben.
Ja, sie fühlt sie schon, aber die Clam will nicht raus, also tiefer graben und dabei das Ding nicht loslassen!
Haha! Da ist sie!! Was für ein Erfolg!
Und nicht nur das Graben macht total Spaß, die Stimmung, das Licht und das schöne Meer bereiten uns einen unvergesslichen Morgen!
Jeder darf mal buddeln.
Die Optik der Razor Clams lässt die Kinder zwar kalt, aber wir Erwachsene haben da spontane Assoziationen, die uns ganz schön irritieren - da ist Spargel echt harmlos dagegen!
15 Stück - wir schleppen unsere Beute nach Hause.
Und übrigens ist auch bei einem Jahr Urlaub nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen!
Und wenn die Stimmung kippt, wissen wir, dass es besser ist was Nettes zu unternehmen. Wir wollen eine kleine Wanderung im nördlichen State Park, an der Spitze der Halbinsel unternehmen.
Ein kleiner Loop führt erst am Strand entlang und dann durch den Wald zurück. Netterweise bewahrt uns der nette Mann vom Dorfladen davor, von den Mosquitos aufgefressen zu werden. Er hat uns vorher gewarnt und uns sein Öl gegeben.
Obwohl der Strand einfach nur wunderschön ist, hebt sich Rasmus Stimmung leider nicht. Zu starker Wind, er will wieder ins Auto...
Und während wir abwechselnd versuchen ihn zu beruhigen und trotzdem versuchen etwas von dieser schönen Wanderung zu genießen, meint Torsten plötzlich:
"Hast du eigentlich diese Spuren gesehen?"
Unangenehm! Ziemlich frisch! Wir entschließen uns kurzerhand, dass es bestimmt eh nicht so gut im Wald gewesen wäre wegen der vielen Mosquitos und gehen am Strand zurück. Immer mal wieder werfen wir einen Blick ins Gebüsch und hinter uns und schleifen den immernoch wimmernden Rasmus und die schlafende Inga zurück zum Auto...
Rasmus Laune klärt sich: Jetzt hat er Fieber und Bauchweh. Wir packen ihn zum Spazierengehen in den Wagen, weil er Zuhause gar nicht zur Ruhe kommt. Beim Ort Long Beach gibt es einen asphaltierten Weg ewig am Meer entlang. TOLL! Und endlich schläft er ein bisschen. Inga ist glücklicherweise wieder ein bisschen fitter.
Und daheim stehen ja noch diese Razor Clams vor der Türe... Wollen wir die wirklich essen?!?
Zum freundlichen Töten sollen wir sie mit kochendem Wasser übergießen...
Gwenny säubert sie dann, so wie sie es auf YouTube gelernt hat und Torsten brät sie aus.
Und es ist wirklich lecker, auch wenn Rasmus nicht so guckt!
Und irgendwie sind beide Kinder nicht wirklich fitt! Und Torsten und Gwenny haben schon Angst, ob wir die nächsten sind.
Nein, das ist keine Blindschleiche, die am nächsten Tag über die Straße kriecht - wir sind aber beruhigt, als wir lesen, dass es hier keine giftigen Schlangen gibt.
Wir wollen heute eine Ausfahrt die Küste entlang nach Süden machen. Keine Anstrengung für die noch kranken Kinder und wir können ein bisschen Landschaft gucken.
Wir fahren über die lange Brücke nach Astoria und weiter über die nächste Brücke Richtung Süden.
In Seaside, einem Urlaubsort an der Küste wollen wir Mittag essen.
Wir stolpern erstmal in einen Salt Water Taffy - Laden. Wow, krass was es hier so gibt. Jeder darf ein paar aussuchen.
Ansonsten ist Seaside etwas eigenartig. Wer Mut hat sollte hier die Familien und Paare fotografieren, die in den zahlreichen "Restaurants" zu Mittag essen. Wir haben uns nicht getraut - uns aber gegen ein Essen hier entschieden und unsere Stullen als ausreichend empfunden.
Unser Zielort Cannon Beach ist wunderschön! Wir gehen ein bisschen auf und ab, genießen den sooo tollen Strand und lassen uns den Wind durch die Haare blasen. Die Puffins können wir leider nur erahnen, weil sie so weit weg sind.
Der nächste Trip führt uns nochmal nach Astoria. Wir steigen zuerst die Astoria Column hoch. Während wir Erwachsenen die Aussicht genießen, erfreuen sich die Kids daran einen Flieger starten zu lassen. Da der Verlust aber doch zu groß wäre, müssen wir nachher alle nach dem Flieger suchen...
Und was für ein Zufall, dass genau hier das Haus von den Goonies steht, einem von Torsten heißgeliebten Kinderfilms. Torsten darf also auf den Spuren seiner Kindheit die Hügel von Astoria hinaufsteigen :)
Wieder unten am Wasser besichtigen wir das Museum einer alten Fischkonservenfabrik. Sehr, sehr cool!
Die Seelöwen liegen einfach so stinkend und brüllend im Hafen - wer schimpft da noch über Matratzenlager!
Obwohl Rasmus immernoch pfurzt wie ein 16-Jähriger trauen wir uns heute in die Buoy-Brauerei. Wir essen dort zu Abend und genießen ein ausgezeichneten Biersampler.
Es ist ein Platz, wo wir gar nicht gehen wollen. So ein schönes Haus in so einer tollen Umgebung. Wir lieben das raue Nichts hier auf der Halbinsel, wir lieben die netten Menschen, wir lieben den tollen kleinen Laden im Ort und den skurilen Country Store, wo es von blauem Popcorn über Spielzeuge, Lebensmittel, Fischerzeugs, Fahrräder, Werkzeug, Küchenutensilien, einfach alles gibt und wir lieben das Meer. Unser letzter Tag: Wir genießen nochmal unser Heim, das Spielzeug,..
...fahren dann zum Boardwalk südlich von Long Beach und sind einfach nur im Glück! Tolles Meer, Felsen, bunte Seesterne und Seeanemonen, wilde Welle, nette Menschen, tolle Luft, tolle Natur,...AHHHHHH!
Und keiner will weg... Über Umwege durch das Dörfchen fahren wir in den Norden.
Halten nochmal bei einem tollen alten Typen, der tollen Ziegenkäse verkauft und uns alle seine Ziegen von Baby bis zum alten Ziegenbock vorstellt...
und tatsächlich sichten wir noch einen Bären, der gar nicht so klein und lieb aussieht!
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